Tag der Sachsen – eine lange Tradition
Wenn am ersten Wochenende des Septembers etwa eine halbe Millionen Menschen einen Ort in Sachsen aufsuchen, so kann das nur das größte Volksfest im Freistaat sein – der „Tag der Sachsen“. Seit 1992 treffen sich alljährlich am ersten Septemberwochenende hunderttausende Menschen um ihre Kultur und Geschichte gemeinsam zu feiern und Lebensfreude und Engagement zu einem bunten Treiben zu vereinen. Der „Tag der Sachsen“ wird jedes Jahr von einer anderen Stadt ausgerichtet. 2012 wurde der Tag der Sachsen in Freiberg ausgerichtet.
Somit hat immer eine andere sächsische Stadt die Möglichkeit, sich zu präsentieren und die Besucher für sich zu begeistern. Dies ist zudem das einzige Volksfest, welches über den lokalen Grenzen hinaus explizit beansprucht, ein Fest für alle Sachsen zu sein. Durch die Feierlichkeiten wird ebenfalls versucht sächsische Identität hervorzuheben und zu stärken. Hier haben sächsische Verbände und Vereine die Möglichkeit sich vorzustellen und über heimatliches Brauchtum zu informieren. Das angebotene Programm ist sehr abwechslungsreich und reicht von klassischer Musik über zahlreiche Sportarten bis hin zum historischen Handwerksmarkt.
Die heimischen Vereine und Verbände werden damit zu den Hauptakteuren der Festivitäten und Brauchtum trifft auf moderne Ideen und Aktivitäten. Somit ist für jeden Geschmack und jede Altersgruppe mit Sicherheit etwas dabei. Der Höhepunkt des Großevents ist der Festzug sächsischer Vereine, welcher traditionell am letzten Tag stattfindet und das Ende des Volksfestes einläutet. Die Festumzüge bestehen in der Regel aus zwei Teilen. Im ersten Teil stellt sich die Gastgeberstadt mit Bildern aus der eigenen Geschichte und Gegenwart vor und im zweiten Teil repräsentieren sich die Vereine aus ganz Sachsen. Seine Wurzeln hat der „Tag der Sachsen“ im sogenannten „Sachsentag“, der erstmalig im Jahre 1914 in Dresden gefeiert wurde und bereits damals die Bürger aller sächsischen Regionen zu einer großen Familie vereinte.
Das Fest richtete sich damals vor allem an die sächsischen Emigranten in aller Welt und weniger an die in Sachsen wohnenden Menschen. Viele ausgewanderte Sachsen sollen zu dem politisch konservativ ausgerichteten Fest, welches unter dem Motto „ Tag der Verbrüderung“ stattfand, angereist sein. Damals wie heute war der Festzug der Höhepunkt der gesamten Veranstaltung. Man nutzte die Gelegenheit um die Hauptindustrie der unterschiedlichen Gegenden Sachsens durch Szenen aus der Arbeit darzustellen. Man sah eine bunte Mischung aus Holzfällern, Tuchmachern, Strumpfwirkern und vielem mehr. Einige der dargestellten Gewerbe gehörten damals schon der Vergangenheit an, sollten aber für die nötige Nostalgie sorgen, was bei der Bevölkerung gut ankam. Lange Zeit gab es keinen Nachfolger für den „Sachsentag“.
Erst im Jahre 1992 wurde in Freiberg die Fortsetzung dieser „unterbrochenen“ Tradition wieder aufgegriffen. Von nun an hießen die Feierlichkeiten „Tag der Sachsen“ und finden seitdem wieder einmal im Jahr im Freistaat statt. Dies kommt scheinbar auch bei der breiten Masse der Bevölkerung sehr gut an, denn die Besucherzahlen steigen jährlich kontinuierlich. Auch die regionale und überregionale Presse ist mittlerweile auf dem Volksfest präsent. So etwa das MDR Fernsehen, welches beispielsweise den traditionellen Festzug am Sonntag live im Fernsehen moderiert. Dieses Jahr findet der „Tag der Sachsen“ vom 4. -6. September in Wurzen statt und lädt unter dem Motto „Hier ist Wunderland“ ein. Zu den üblichen Angeboten an Shows wie Western und Line Dance, gibt es dieses Jahr ein couragiertes Vorhaben der Wurzener Grundschule „ An der Sternwarte“. Sie planen die Gäste der Großveranstaltung mit der längsten Wimpelkette Sachsens zu begrüßen.
Angemerkt sei, dass der „Tag der Sachsen“ sich keineswegs nur auf die Präsentation von sächsischen Produkten beschränkt, sondern es auch eine Vielzahl an Verkaufs – und Essenständen gibt. Den Besucher erwarten hier regionale und überregionale Biersorten und Delikatessen. Die Kritiker des Festes hingegen sehen eine zu starke Tendenz der Selbstdarstellung von den Gastgeberstädten und deren Region, welche man nur teilweise als gesamtsächsische Inszenierung geltend machen kann. Hinzu komme, dass man eine zunehmende Kommerzialisierung des „Tag der Sachsen“ im Laufe der Jahre beobachten konnte. So erhofften sich die Städte Anfang der neunziger Jahre noch einen wirtschaftlichen Aufschwung mit dem Fest zu erreichen, was sich heute eher in einem Aufschwung des Tourismus widerspiegelt. Alles in Allem soll der „Tag der Sachsen“ auch heute noch die sächsische Identität offenbaren, sowie stärken und zusammen mit einem riesigen Angebot an Unterhaltungsprogrammen und Ausstellungen den Sachsen ein unvergessliches Wochenende bescheren.